Luis Guggenberger begeistert den vollen MD.H Audimax mit Behind The Scenes Einblicken in die Entstehung der original Star Wars Movies!
02.11.2016
„Wenn die Form eines Objektes zum drauf setzen einlädt, ist es freundlich. Wenn man lieber nicht drauf sitzen will, ist es abweisend.“ Luis Guggenberger
Am 26. Oktober 2016 spürt man in München bereits die Vorfreude auf die Animago-AWARD & CONFERENCE. Die größte VFX und Animation Messe Europas, die mitunter von MD.H Professor Thomas Gronert (DFD) organisiert wird, zieht Brancheninsider aus allen Herren Ländern in die Bayerische Landeshauptstadt. Unter den Besuchern der Stadt tummelt sich auch Luis Guggenberger- Concept Artist bei ILM in London. Als solcher zeichnete er als einer von insgesamt 30 weltweit rekrutierten Top Artists für die künstlerische Inszenierung des letzten Star Wars Films. Er erarbeitete sich dabei einen Platz in der Riege der Senior Artists, die die Star Wars Filme maßgeblich visuell formen.
Am Vorabend der Animago also besuchte uns Luis Guggenberger auf Anfrage von Thomas Gronert an der MD. H München und zeigte sich als nahbarer, inspirierender Star Gast, der sich zunächst die Zeit nahm, einige Artworks von Studierenden aus den 2. und 3. Fachsemestern in Game Design (unter Leitung von Prof. Henning Janssen) genauer unter die Lupe zu nehmen und den Studierenden in kleiner Runde direktes Feedback zu geben. Dabei ging er auf den Bildaufbau der Arbeiten ein, erklärte, wo Farblichkeiten wie wirkten und wie Gegenstände und Personen eine freundliche oder abschreckende Ausstrahlung erhielten. „Wenn die Form eines Objektes zum drauf setzen einlädt, ist es freundlich. Wenn man lieber nicht drauf sitzen will, ist es abweisend.“, lautet sein Resümee. Dabei suggerierte er den Studenten ein Bild einer runden, flauschigen Baumkrone, auf die man sich gerne bettet. Dem Gegenüber stellte er einen spitzen, dunklen Nadelbaum. So übertrieben seine einfache Formel im ersten Moment scheinen mag, sie zeigt sich in der Praxis als ideales Prüfinstrument für den vermeintlichen Charakterzug der Elemente in einer Zeichnung. Die Studenten zeigten sich begeistert von den Hands-on Tipps!
Im Anschluss an die intime Feedbackrunde zog Luis den inzwischen voll befüllten Audimax der Hochschule mit seinem 2,5 h Vortrag in den Bann. Er gab dabei tiefe und stringente Einblicke in seine berufliche Laufbahn- von den Anfängen als Studierender an der Hochschule München, über erste Praktika mitunter bei Trixter in München. Hier nahm seine Karriere Schub auf...und führte ihn schnell vom Praktikantenstuhl nach Hollywood, wo er für Roland Emmerich tätig wurde und an ersten Blockbustern mitarbeitete. Seine Karriere war stets getrieben von Wissbegierde und Passion für die darstellende Kunst. Er trainierte seinen Zeichen- und Arbeitsmuskel regelrecht, malte in seinen Jobs oft mehr als 8 h am Stück und suchte sich darüber hinaus stets Vorbilder, deren Werke er genauestens studierte, mehr um sie zu verstehen, als um sie zu imitieren. Verstehen, das sei die Grundlage des Erschaffens möglichst realistisch wirkender Welten. Um eine Sache möglichst reell darzustellen, gilt es Referenzbilder aus dem echten Leben zu studieren und zu durchleuchten, erklärt Luis. Die grundlegenden Beziehungen der Dinge zu ihrer Umwelt müssen begriffen werden, bevor der Künstler aus den realen Darstellungen ausbrechen darf und soll. Denn- dazu animiert Luis ganz klar. „Traut euch ruhig extrem zu sein. Nicht zu brav,“ appelliert er an die Designstudenten, die sich in großer Zahl im Publikum befanden. „Arbeitet mit überdimensional langen Gliedmaßen oder übertrieben großen Augen, wie es beispielsweise die Manga Kultur vormacht. Kontrastreiche Proportionen machen euren Charakter interessanter“. Charakter- den hat auch Luis Guggenberger, der mit beeindruckenden Out of The Box Artworks immer wieder für Gelächter und Lockerheit im Raum sorgte. Man merkt ihm an, wie viel Freude und Leichtigkeit er immer wieder in seine Projekte einbringt, die ihm zugleich viel Disziplin und Perfektion abverlangen.
Für seine Projekte bei Star Wars musste Luis über die reale Welt hinaus denken. Sich in hypothetische Umgebungen eindenken und einfühlen. Um diese fiktiven Umgebungen möglichst realistisch zu erschaffen, begibt er sich, wenn nötig, auch mal auf das Gebiet der Physik. Wie sähen die Lichtverhältnisse auf einem Planeten aus, der einen trichterförmigen seitlichen Einschnitt von der Oberfläche hin zum Mittelpunkt erfährt?
Wie würde die Atmosphäre um den Einschnitt verlaufen? Wie würde sich das Licht durch diese brechen? Die Recherchen führten ihn zu dem holländischen Physik Professor Walter Lewin, der diese Fragen und viele weitere für ihn lösen konnte. Unzählige Stunden Vorarbeit summieren sich auf, bevor ein Concept Artist zum eigentlichen Konzipieren seines Werkes kommt.
Am Ende schließt Luis mit der ihm gewonnenen Einsicht den Abend, dass in der FilmIndustrie die Hierarchie:
Story > pretty picture > reality herrsche. Gerne auch mal pretty picture >story> reality.
Nie aber stehe die Realität an der Pole Position. Filme erzählen Dinge aus bestimmten Blickwinkeln. Der Realität müssten diese nicht immer entsprechen. Und ist es nicht das, was die Concept Art so besonders macht?