Rechtsextremismus: Wie gehen Medien damit um und wie sollten sie es tun?
10.11.2012
An der Hamburg Media School trafen sich am 8. und 9. November 2012 deutsche und norwegische Wissenschaftler, Journalisten und Vertreter von Medienselbstkontrollinstanzen auf einer Fachtagung, die auch von der Willy-Brand-Stiftung unterstützt wurde. Sie gingen der Frage nach, wie Medien mit dem Rechtsextremismus in der Praxis umgehen und welche angemessenen Handlungsalternativen es dazu geben könnte.
Die Keynote-Rede am ersten Tag hielt der Kriminologe Christian Pfeiffer, der vehement kritisiert hat, dass dem norwegischen Attentätern Breivik die Möglichkeit gegeben wurde, seine Thesen über das Fernsehen und im Internet auf der „Weltbühne“ zu verbreiten. Dadurch hätten die Medien ihm für seine Anhänger einen „Heldenstatus“ verschafft.
Lutz Tillmanns skizzierte die Spruchpraxis des Deutschen Presserates im Anschluss an die Attentate in Norwegen. So wurde eine „Missbilligung“ für eine Zeitung ausgesprochen, die ein Bild von Breivik abgedruckt hatte, das ihn in einer heroischen Pose zeigte. Er hatte das Foto selbst ins Internet gestellt.
Im Anschluss daran beschäftigte sich Patrick Gensing, der u.a. für tagesschau.de und das ARD-Magazin Panorama arbeitet, ebenso mit der Islamfeindlichkeit im Web 2.0, wie sein Kollege Andres Borringbo, der die norwegische Entwicklung in diesem Kontext aufzeigte.
Am zweiten Tag der Veranstaltung richtete sich der Blick auf den Mainstram-Journalismus und die politische Kultur. Christian Schicha stellte Argumente vor, die für und gegen eine umfassende Berichterstattung im Fall Breivik sprechen. Dabei verwies er auf das Spannungsfeld zwischen Informationsfreiheit und Opferschutz. Der Journalist Sven Egil Omdal hob in seinen Ausführungen die sensible Berichterstattung über die Trauer nach den Anschlägen in Norwegen hervor. Er forderte eine kontinuierliche Berichterstattung über die rechtsextreme Szene durch die Journalisten.
In einer abschließenden Gesprächsrunde, die von Michael Haller von der Hamburg Media School moderierte wurde, debattierten der Dortmunder Hochschullehrer Horst Pöttker und der norwegische Medienwissenschaftler Svein Buraas mit Sven Egil Omdal und Christian Schicha über die Funktionsfähigkeit der journalistischen Medienselbstkontrolle. Dabei wurde kontrovers die Frage diskutiert, ob es ethisch und rechtlich angemessen sein, Opferbilder in den Medien zu veröffentlichen.