3D, 4D, 5D – Das K-Camp erforscht den Raum
25.07.2013
„FÜNFTE/DIMENSION“ – mit einem spannenden Thema öffnet das K-Camp am Donnerstag den 18. Juli im K20 erneut seine Pforten. Das Projekt, eine Kooperation der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen mit Prof. Tim Bruysten, dient der kontextuellen Hinführung zu der im September anlaufenden Ausstellung „Avantgarde in Bewegung“ des amerikanischen Künstlern Alexander Calder. Durch eine Mischung aus diskursoffenen Referenten und thematisch interessierten Zuschauern, wird sich der Abend bei Kaltgetränken und Bretzeln zu einer interaktiven Feedbackrunde gestalten.
Mit den vielversprechenden Worten „Heute erforschen wir den Raum - 3D, 4D, 5D“ begrüßt Moderator Prof. Tim Bruysten sein Publikum. Nach einem kurzen Resümee der vorangegangen Veranstaltungen offeriert er den K-Camp Besuchern eine exklusive Führung der zentralen Calder-Ausstellung. Eine Vergabe der limitierten Plätz verliefe frei nach dem Motto „ first come, first serve“.
Um die Thematik der anschließenden Redner einzuleiten erläutert Prof. Dr. Bruysten die grundliegenden Eigenschaften von Netzwerken und wirft abschließend die folgende Diskursanregung in den Raum: „Was ist die Essenz eines Netzwerkes?“ Sein eigener „etwas poetischer Vorschlag“ ist der Begriff „Nähe“.
Der erste Vortrag wird von Prof. Dr. Christof Rezk-Salama gehalten. Der Experte für Computergrafik und Hochschulprofessor beginnt seinen Vortrag, wie auch viele seiner Vorlesungen, mit einem Quiz, bei dem er das Publikum bittet verschiedene Bilder als real bzw. computergeneriert zu identifizieren. Zur Verblüffung Aller ist diese Unterscheidung jedoch kaum realisierbar, da die Bilder, bedingt durch ausgereifte Technik, allesamt wie Fotografien aussehen. Schwieriger hingehen gestaltet sich die Kreation virtueller Charaktere in Bewegtbild, da deren realistische Anmutung durch viele verschieden Kriterien bestimmt wird. So muss eine aufwändige 3D-Zeichnung zusätzlich mit einem Skelett versehen werden, dessen Bewegungsabläufe anschließend anhand der „12 Regeln der Animation“ detailgenau programmiert werden. Als eine besondere Herausforderung erweist sich dabei die Gestaltung individueller Mimik. Ihre Programmierung basiert auf den Ergebnissen des Gesichtsforschers Paus Ekman, welchem es erstmals gelang menschliche Mimik mittels eines Systems zu klassifizieren und mit Hilfe eines speziellen Codes anwendbar und damit übertragbar zu machen. Eindrucksvoll präsentiert Prof. Dr. Rezk-Salama diese Übertragung an dem computeranimierten Gesicht eines Fabelwesens.
Als nächste Referentin betritt Dr. Isabelle Malz, Kuratorin der Kunstsammlung, die Bühne. Ihr Beitrag wird sich mit der vierten Dimension in der Kunst Anfang des 20. Jahrhunderts beschäftigen, weshalb sie sich und ihr Publikum „um 100 Jahre zurückbeamt“. Schon früh stellt sich die Wissenschaft die Frage nach einer weiteren Dimension und deren Darstellung, sodass zahlreiche mathematisch als auch philosophische Erklärungsansätze entstehen, welche eine vierte Dimension von räumlicher Natur darstellen. Im Besonderen ist es der Kubismus, der mit seiner multiperspektivischen Anmutung stark durch die Vorstellung einer weiteren Dimension geprägt wurde.
Im Laufe der Entwicklung wurden die Überlegungen bezüglich einer vierten Dimension zunehmend spiritueller. Oftmals wird sie auf künstlerischer Seite stark emotional aufgeladen und als Befreiung von Erdgebundenheit interpretiert um mittels Intuition die Grenzen der Realität zu überschreiten. Nach vielen verstrickten und komplexen Erläuterungen der Kuratorin stellt diese fest: „Sie merken schon, es ist eigentlich wahnsinnig.“
Als letzter Gast des Abends spricht der Autor und Systemprogrammierer Bruno Jennrich zum Publikum. In seinem Vortrag zum Thema „Wie Bigdata den Raum krümmt“ referiert er über die Folgen systematisch gesammelter und analysierter Datenmengen. Durch sensible Technik besteht auf staatlicher als auch privater Seite die Möglichkeit große Mengen an so genannten Meta-Daten abzugreifen um anschließend mittels spezieller Software Vernetzungen und Profile einzelner Personen und Personenkreise zu erstellen. So kann beispielsweise das Bewegungsprofil eines Mobiltelefons Auskunft über Wohnort und Arbeitsplatz, über Beziehungsstaus und Telefongewohnheiten einer Privatperson geben. Eingangs zur Terrorbekämpfung eingesetzt, befürchten Kritiker eine zukünftige Nutzung der Techniken zur permanenten Ausspähung der Gesellschaft. Besonders kritisch betrachtet Bruno Jennrich mögliche Rückschlüsse vom Individuum zum Ganzen und eine daraus resultierende Steuerung der Massen. Neben den wirtschaftlichen Faktoren spricht Jennrich auch einen möglichen Kreativitätsverlust an, da durch das präzise Vorhersagen zukünftiger Trends das Interesse an Experimenten abschwächen wird. Auch könnte eine permanente staatliche Überwachung zu einer Gesinnungskontrolle der Bevölkerung führen, um mögliche negative Konsequenzen des eigenen Handels zu minimieren. Diese Entwicklungen sind laut des Autors „mehr als fragwürdig“. Letztendlich sollten wir uns, so Jennrich, alle die Frage stellen, inwieweit eine derartige Transparenz, Steuerbarkeit und Kontrolle wünschenswert und gesund für die Entwicklung einer Gesellschaft ist.
Nach zahlreichen thematischen Nachfragen seitens des Publikums lädt Moderator Prof. Bruysten seine Gäste zu einer abschließenden lockeren Gesprächsrunde ein, um Ideen auszutauschen und Kontakte zu knüpfen.Mit freudiger Erwartung verweist er auf das nächste K-Camp am 26.09.2013 in der VIP-Lounge des Düsseldorfer Flughafens.
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Autor: Bericht von Kira Schlender (MKM 1011)