SDBI – Eine Stiftung für den Nachwuchs der Mode
02.02.2015
Dynamisch klingt sie schon mal die Abkürzung –SDBI – die dem vollen Namen der Stiftung der Deutschen Bekleidungsindustrie ein bisschen den Staub von der Schulter klopft. Und auch der European Fashion Award FASH, der Preis den sie einmal jährlich ausschreibt, wendet sich an junge Gestalter mit zukunftsweisenden Ideen. So versucht die Stiftung, ursprünglich gestiftet 1978 durch den Unternehmer Klaus Steilmann, seit 2004 unter dem wachenden Auge von Joachim Schirrmacher „ die Ausbildung von Nachwuchskräften in der Modebranche“ zu fördern und sich dabei den Herausforderungen einer immer globaler, schneller und komplexer werdenden Modewelt zustellen und dem Nachwuchs den Berufseinstieg in die Modeindustrie zu erleichtern.
Das Selbstverständnis der Stiftung orientiert sich auch noch 36 Jahre nach ihrer Gründung sehr stark an den gemeinnützigen Idealen ihres Stifters Prof. Dr. –Ing h.c. Klaus Steilmann, der sein eigenes Preisgeld aus der Verleihung des Modepreises der Stadt München im Jahr 1977dazu verwendet hat die Stiftung ins Leben zu rufen. Klaus Steilmann hat als Unternehmer selbst eine zentrale Rolle in der deutschen Modeindustrie gespielt und war bspw. Mitte der 1980er Jahre mit seinem Unternehmen der Steilmann-Gruppe der größte Bekleidungshersteller in Europa. Das Motto Mode für Millionen, nicht für Millionäre zeigt dabei seinen Ansatz, sich stark an den Bedürfnissen seiner Kunden zu orientieren und Produkte zu entwickeln, die gesellschaftliche Relevanz haben.
Zudem begann er auch schon 1989 Nachhaltigkeit als Gedanken zur Reduktion von Umweltbelastungen in die Herstellungsprozesse seines Unternehmens einfließen zu lassen und wurde so neben Heinz Hess und Dr. Michael Otto ein Pionier für nachhaltiges Wirtschaften. Ihm waren bspw. die Entwicklung ökologischer Qualitätsstandards wichtig, die Etablierung eines Umweltmanagementkonzeptes, die Verwendung von Materialien wie pestizidfreier Schurwolle, chlorfreier Viskose und Hanf, und dies mündetet unter anderem in einer umweltverträglichen Kollektion mit dem Namen Britta Steilmann – it’s one world.
Joachim Schirrmacher lenkt die Stiftung seit 2004 maßgeblich in neue Richtungen, um damit den komplexeren Anforderungen der heutigen Modeindustrie zu begegnen. Nachdem die Stiftung zunächst ihren Standort in München behalten hat und z.B. auch die Preisverleihung sowie die Präsentation der ausgezeichneten Arbeiten auf der ISPO München stattfand, folgt sie einem gesamtdeutschen Trend und orientiert sie sich seit jüngster Vergangenheit nach Berlin. Seit diesem Jahr gibt es eine eigene Modenschau während der Berliner Fashionweek im Januar, auf der die Preise verliehen werden. Das weckt natürlich noch mehr öffentliches Interesse und bietet die Möglichkeit die Arbeiten der Finalisten einem breiteren Publikum vorzustellen.
Es steht dabei weiterhin das ehrliche Interesse an den Studenten/Absolventen und ihren Arbeiten im Vordergrund, bei der natürlich auch die Ergebnisse zählen, aber besonderes Augenmerk auf einen konzeptionellen Hintergrund gelegt wird. Um zur Auswahl der Finalisten zu gehören, bedarf es der Einreichung einer Arbeit, der die Reflektion von wirtschaftlichen, kulturellen oder politischen Prozessen zu Grunde liegt. Der Fokus liegt auf einer Mode, die nicht nur saisonal Bestand haben soll, sondern gesellschaftlich relevant ist. Der Nachwuchs steht im Mittelpunkt und wird in strikt fachlicher Ausrichtung von einer internationalen Jury im Geiste des Gründers bewertet. Es werden jedes Jahr Preisgelder vergeben, aber daneben steht besonders die Öffentlichkeitsarbeit und die Vernetzung mit Medien, Handel und Unternehmen im Vordergrund. Besonders das Networking kann den Absolventen von Modehochschulen den Einstieg in ein professionelles Leben erleichtern und den Anfang für eine stabile professionelle Karriere darstellen. Die Finalisten jedes Jahrgangs verbindet die gemeinsame Erfahrung der öffentlichen Wertschätzung der eigenen Arbeit, die noch jahrelang weitergetragen wird und zusammenschweißt.
Auch das Portfolio der Referenzen der SDBI Alumni und der beruflichen Werdegänge ehemaliger Preisträger gibt der Jury Recht. Die Preisträger arbeiten heute bei renommierten Unternehmen wie Adidas, Akris, Craft, Esprit, John Galliano, Girbaud, Hugo Boss, Quicksilver, Puma, Schumacher oder Strenesse und darüber hinaus für Designer wie Lala Berlin, Vivienne Westwood oder Bernhard Willhelm.
Das Geschick und sichere Händchen qualitativ hochwertige Arbeiten zu prämieren kommt natürlich nicht von ungefähr und somit zeichnet auch die Menschen hinter den Kulissen ein jeweils starker Werdegang in der Modeindustrie aus. Die Mitarbeiter der Stiftung leisten selbst ausgezeichnete Beiträge zur Kultur der Mode. Der Beirat besteht neben Joachim Schirrmacher, der seit langem als Modejournalist für verschiedene Fachmedien schreibt und unter anderem Experte in der Initiative Kultur & Kreativwirtschaft der Bundesregierung Deutschland ist, aus Margareta van den Bosch, Creative Advisor bei H&M in Stockholm, Dr. Adelheid Rasche, der Leiterin der Sammlung Modebild der Lipperheideschen Kostümbibliothek in Berlin, Robb Young, Modejournalist aus London und Michael Sontag, selbst Designer aus Berlin. Damit steht eine hochkarätige Mannschaft parat, die den Studierenden ein gutes Beispiel in Modeindustrie sein können und ihnen die Hand reichen um selbst mitzuspielen.
Für den FASH 2015 konnte zudem der selbst mehrfach ausgezeichnete, international renommierte Modefotograf Frank Tettamanti gewonnen werden, der die Jury in der Auswahl der Finalisten unterstützt. Er wird außerdem die prämierten Arbeiten fotografieren und den jungen Designern damit sicherlich wertvolles Material für ihr Portfolio liefern. Außerdem wird Torsten Hochstetter, der als GlobalCreative Director tätig ist, Teil der Jury sein. Das Wettbewerbsthema 2015 ist Freedom – Freiheit und damit handelt es sich um eine Betrachtung der sich verändernden Werte und Normen dieses Begriffes. In der Ausschreibung heisst es:
Kindheit, Bewegung, Mode, Philosophie oder Politik – Freiheit hat viele Dimensionen. Sie ist eine Grundlage der Humanität und Kern des Bürgertums, ob französische Revolution oder die Montagsdemonstrationen unter dem Motto „Wir sind das Volk“ in der DDR. Und doch unterliegt die Freiheit der sich wandelnden Werte und Normen.
Auf der einen Seite darf man heute fast alles, die Vielfalt des Lebens steigt durch die Globalisierung überall spürbar. Auf der anderen Seite werden viele Errungenschaften einer offenen Gesellschaft und Grundrechte wie die Privatsphäre neu diskutiert. Eine besondere Herausforderung ist die Digitalisierung, denn ihre Techniken entwickeln sich schneller als unsere Kultur. Sie ermöglicht zwar mehr Effizienz, Wirtschaftlichkeit und Sicherheit. Aber sie hat oft auch ein mehr an Überwachung, Uniformität und vorwegnehmenden Gehorsam zur Folge.
Eine besondere Rolle spielt Freiheit in Berlin, der neuen Heimat der Stiftung der Deutschen Bekleidungsindustrie, kurz SDBI. Berlin war die Stadt des Nazi- und SED-Regimes, des Eisernen Vorhangs aber auch des Mauerfalls und vieler sozialer und künstlerischer Experimente.
Zum Thema „Freiheit“ sucht der European Fashion Award FASH 2015 Mode als Ausdruck einer Haltung: ob gesellschaftliche Utopie, poetisches Symbol des Protest oder den Ausbruch aus dem Alltag.
Als Verlängerung der Bemühungen des Karriereservice der MD.H sollten die Studierenden die Chancen nutzen, die sich aus Wettbewerben wie bspw. dem FASH ergeben und die Möglichkeit nutzen ihre Arbeiten einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen und sich somit den Einstieg in die Berufswelt zu erleichtern.
Der Einsendeschluss in diesem Jahr ist der 26. September, aber im nächsten Jahr gibt es die nächste Runde.