Stein Schere Papier
15.04.2015
Stein Schere Papier - Auszug aus der Bachelorarbeit von Ivonne Budig, Studiengang Mediadesign
»Stein Schere Papier« ist wohl die bekannteste und leichteste Methode, um Konflikte zu lösen, jedoch nicht in der Ur-Form. Die Ur-Form von »Stein Schere Papier« hat sich wohl beim Homo Sapiens um etwa 50.000 v. Chr. entwickelt. Sie diente damals dazu, Nahrung zu verteilen und Streitigkeiten bei der Paarung zu klären. Hierbei gab es zwei bis mehrere Spieler, die in »Werfer« und »Fänger« unterteilet wurden. Der »Werfer« suchte sich die strategisch beste Körperstelle des gegnerischen »Fänger« aus, um den Stein auf diese zu werfen. Dieser »Fänger« hingegen versuchte dann dem gegnerischen Stein auszuweichen. Während des Spiels wurden die Positionen von »Werfer« und »Fänger« mehrmals getauscht. Gewonnen hatte schließlich derjenige, der von dem gegnerischen »Werfer« am häufigsten getroffen wurde.
Über die Jahrhunderte entwickelte sich das Spiel weiter und es wurde die offene Hand verwendet um die geworfenen Steine aufzuhalten oder zu blockieren. Auf diese Weise wurde auch damit begonnen, den sogenannten »eye-poker« zu verwenden, eine Fingerkombination von Zeigefinger und Mittelfinger, mit welcher in die Augen des Gegners gestochen wird. Diese frühe Form von »Stein Schere Papier« diente als Inspiration für die Martial Arts-Kunst in Asien. Die Martial Arts-Künstler entwickelten neue Angriffe und führten unter anderen auch den Einsatz der Füße ein. Dieser extreme Einsatz der Füße und die daraus entstehende Gewalt brachte viele Nutzer dazu, sich von dem Spiel abzuwenden. 1
1 Vgl. Walker, Douglas/Walker, Graham (2004), S. 2
Bachelorarbeit Ivonne Budig S.20/21
Grundregeln
Da es von Region zu Region und Land Unterschiede bei dem Spiel gibt, sind auch die Spielregeln nicht gleich. Dass, das Spiel von Familie zu Familie oder Nachbarn weiter gegeben wird, trägt zusätzlich dazu bei, dass sich viele verschiedene Varianten bilden. Es kann mit der Stillen Post verglichen werden: Hierbei verändert sich das Ausgangwort (oder der Ausgangssatz) zunehmend, während es von Person zu Person weitergegeben wird.
Es gibt dennoch Grundregeln die überall übereinstimmen: Das Spiel darf ausschließlich mit einer Hand gespielt werden. Die Grundelemente »Waffen« sind Stein, Schere und Papier; wenn ein weiteres Element hinzugefügt wird, muss dies zu Beginn angesagt werden.
Die Elemente haben folgende Wertigkeit: Stein schleift Schere – wobei es bei dieser Kombination noch eine weitere Möglichkeit gibt, nämlich, dass der Stein die Schere stumpf macht − in beiden Fällen gewinnt der Stein.
Die Schere schneidet das Papier, das heißt, die Schere gewinnt und das Papier wickelt den Stein ein, hier gewinnt das Papier.8
Für die Elemente gibt es feste Regeln, die festlegen, wie die Hand zu halten ist. Beim Stein wird die Hand zu einer Faust geballt. Bei dem Papier ist es eine flache ausgestreckte Hand, die mit der Handinnenfläche zum Boden zeigt. Bei der Schere werden Zeige- und Mittelfinger abgespreizt, die restlichen Finger werden zur Handinnenfläche gekrümmt.
Am wichtigsten ist es bei den »Würfen« mit dem Gegner synchron zu sein. Das heißt, es gibt verschiedene vorgeschriebene Rhythmen, wie der Arm geschlagen werden muss bis ein Spieler sein Element zeigt. Hierbei gibt es zwei Varianten: Zum einen die Europäische Variante, bei der der Arm dreimal in die Richtung des Gegners geschwungen wird bis das Element offen gelegt ist. Bei der Nordamerikanischen Variante wird der Arm zweimal in Richtung des Gegners geschwungen bis das geplante Element gezeigt wird.
Wenn die zwei Spieler nicht richtig synchronisieren, kann das zu Spielabbrüchen führen und es wird von vorne begonnen. Deswegen muss vor jedem Spiel deutlich angezeigt werden, mit welcher Variante gespielt wird.
8 Academic dictionaries and encyclopedias. Stein Schere Papier. http://de.academic.ru/dic.nsf/dewiki/1244526#Grundregeln.
Bachelorarbeit Ivonne Bodig S. 38/39
Ivonne Budig entschied sich Ihre Arbeit auf besondere Weise zu visualisieren.
Sie hielt sich eng an die Arbeit von Man Ray, der intensiv im Bereich Fotomanipulation tätig war. Herausgekommen sind sehr kreative Aufnahmen, die uns in eine ganz spezielle Welt entführen und uns den Dadaismus und auch Surrealismus wieder auf eindrucksvolle Weise ins Gedächtnis zurückrufen.
Fotomanipulation
Die Fotomanipulation beginnt bei mir bereits mit der Entwicklung der Negative.
Durch die Nichtverwendung eines Netzmittels verursache ich, dass Wassertropfen sich nicht so leicht vom Film entfernen. Diese gewollt hinterlassenen Wassertropfen unterstützen meine weiteren darauffolgenden Manipulationen und unterstützen die Intensität der Strukturen.
Bei der eigentlichen Fotomanipulation wird mit den verschiedensten Chemikalien gearbeitet. Der Film wird sozusagen zerstört, mit Chlor, Anti-Schimmelmittel sowie mit Fensterreiniger und Waschpulver. Dadurch entstehen die verschiedensten Strukturen und Oberflächenveränderungen. Des Weiteren wird die Doppelbelichtung verwendet, die durch das Übereinanderlegen zweier Objekte und deren Strukturen eine Wirkung von einer verträumten Welt hat, die auf den ersten Blick nicht erkennbar ist. Der Betrachter soll nach und nach die verschiedenste Elemente in dem Bild entdecken und darüber nachdenken.
Scannen
Eine weitere Variante der Fotobearbeitung ist das Scannen. Hierbei versuche ich, mich an die Rayografie von Man Ray zu halten und diese mit Hilfe eines Scanners umzusetzen.
Ich versuche, wie Man Ray, mit dem Licht zu malen. Nur verwende ich statt Fotopapier und der Lichtquelle etwas Moderneres, nämlich einen Scanner.
Dafür werden die verschiedenen Objekte auf den Scanner gelegt, mit einem weißen Tuch abgedeckt und eingescannt. Danach werden diese mit Adobe Photoshop bearbeitet. Zum einen setze ich die Gradationskurven auf die Einstellung »negativ« und die Belichtung höher, im Anschluss verringere ich die Transparenz.
Mit dieser Technik entsteht eine Art Röntgenbild, indem das Licht festgehalten wird. Dies entsteht durch die Reflexion des Lichtes an dem zu fotografierenden Gegenstand.
So entstehen die verschiedensten Nuancen von schwarz über grau bis weiß, die damit eine neue Landschaft auf dem Foto entwickeln. Hierbei kann sehr gut mit den einzelnen Objekten gespielt werden, da im Gegensatz zu der anderen Form der Manipulation, das Hauptaugenmerk auf das Objekt direkt gesetzt wird.
Bachelorarbeit Ivonne Bodig S. 138-140
1908 erschien das Buch „Complete Self-Instructing Library Of Practical Photography“ von J. B. Schriever.
Hier finden sich die Anfänge der Bildbearbeitung. Faszinierend zu sehen, was auch ohne Computer machbar war.
Eine Inspiration für jeden, der sich künstlerisch mit Fotografie auseinandersetzen möchte und der Welt der Selfies entfliehen will.
Ivonne Budig ist mit der hier vorliegenden Arbeit gelungen, Vergangenheit und Gegenwart auf eindrucksvolle Weise zu kombinieren.