Visuelle Mitbringsel von der Frankfurter Buchmesse 2015
10.02.2016
Gerade in unserer heutigen Zeit – die gekennzeichnet ist von einem visuellen und kommunikativen Overload – scheint es oft angebracht eine Weile inne zu halten und etwas Zeit vergehen zu lassen, bevor man Erlebtes und Gesehenes reflektiert und einordnet. Mit diesem Argument bat ich vor gut 3 Monaten, zu dem Zeit-punkt an dem dieser Text veröffentlicht werden sollte, um einen temporären Aufschub für meinen Artikel.
Ich kehrte gerade, als Fachbesucher, von der Frankfurter Buchmesse 2015 – welche Gegenstand dieser Veröffentlichung sein soll – zurück. Unzählige Eindrücke und jede Menge Inspirationen im Gepäck. Heute, 3 Monate später, habe ich das Mitgebrachte reflektiert und sortiert und kann mir nun die Frage stellen:
Was blieb von der Buchmesse 2015?
Hätte ich diese Zeilen vor 3 Monaten verfasst, so würden Sie liebe Leser und Leserinnen wohl einen Reise- bzw. Messebericht vor sich finden. Rückblickend blieben mir aber weniger Momente, als die Produkte, um die sich alles bei der Buchmesse dreht – zumindest noch ; ) BÜCHER, und damit Inspirationen und Wissen. Was kann es schöneres geben, als so etwas von einer Reise mitzubringen und mit anderen zu teilen:
Mitbringsel 1
DAS BESTE VON ALLEM
Ob Papas, Feen oder Eisbecher, ob Bösewichte, Dinosaurier oder Unterhosen, Jutta Bauer und Katja Spitzer versammeln in diesem Sammelsurium 54 Themen in ihrer gezeichneten Vielfalt.
60 der derzeit interessantesten deutschen Illustratorinnen und Illustratoren und … vier Kinder und illustrieren in diesem Buch diverse Themen zu 900 Bildern. Das besondere dabei: Jedes Thema wird von unterschiedlichen Illustratoren gezeichnet, alle Zeichnungen zum Thema auf nur einer Doppelseite zusammengestellt. Vergleichbar, witzig und immer in Farbe.
Mitbringsel 2
EL ARENAL
In einer ungewöhnlichen Perspektive präsentieren Oliver Kröning und Dennis Orel in diesem Bildband die Touristenhochburg » El Arenal« auf Mallorca.
diesen Ort aus fotografischer Sicht genauer unter die Lupe zu nehmen.
In einer durchgehenden, fotografischen Ansicht des bekannten Strandab-schnittes aus der Vogelperspektive, die durch ihr Detailreichtum und den unerwarteten Blickwinkel begeistert. Die Kamera scheint dabei über den Menschenmassen zu schweben und lichtet unzählige Einzelbilder ab, die in
Der Publikation zu technisch ausgefeilten Panoramen zusammengesetzt werden.
Mitbringsel 3
WAR PORN
Krieg ist für uns zu etwas Alltäglichem geworden. Der Tag beginnt mit neuesten
Radiomeldungen über Attentate, gefolgt von Artikeln über militärische Großoffensiven, gelesen in der Tageszeitung, über Militärkonvois und Bombardements berichtet am Abend in Wort und Bild die Tagesschau.
Bei aller Grausamkeit erfahren wir Krieg jedoch – und glücklicher Weise – aus sicherer Distanz vom heimischen Küchentisch, in der U-Bahn oder auf dem Sofa.
Wie sehr begreifen wir aber auf diese Art und Weise diesen unglaublichen Schrecken des Krieges.
Ein Versuch diese Frage zu beantworten, liefert das Buch WAR PORN des deutschen Fotografen Christoph Bangert, welches mit dem Deutschen Fotobuchpreis ausgezeichnet worden ist:
Gar nicht.
WAR PORN zeigt Bilder, die Bangert in Palästina, Japan, Afghanistan, dem Irak, Indonesien, Zimbabwe und Nigeria aufnahm – und viele davon, die er nie veröffentlichte - weil er sie selbst für zu drastisch hielt oder Redaktionen sie nicht veröffentlichen wollten. Mit dem Buch WAR PORN möchte der Fotograf diese (Selbst-)Zensur umgehen und hat Teile des Materials darin veröffentlicht.
Wer dieses Buch in den Händen hält und seine Bilder betrachtet, muss es nach
einigen Seiten weglegen. Zu hart, zu direkt, zu schockierend ist das, was man
in diesem Buch abgelichtet vorfindet, Folteropfer, geköpfte Menschen und Blutlachen.
Und dennoch sind es Abbilder der Realität, in der wir Leben und die wir scheinbar hinnehmen – aus eben jener sicherer Distanz vom heimischen Küchentisch, in der U-Bahn oder auf dem Sofa – die wir aber wie in diesem Falle, nicht in der Lage sind uns direkt anzusehen.
Wegschauen wird, trotz Distanz, zu einem natürlichen Reflex.
Der aber – lehrt uns dass nicht unsere Erfahrung ? – gefährlich werden kann, wenn man ihm allzu sehr nachgibt.