Ein faszinierendes Praktikum in Mailand: pure design by Jil Sander zum Greifen nah!
26.10.2017
Die Fashion Week ist zu Zeit wieder im vollem Gange, und gerade jetzt, denke ich gerne an die Zeit zurück in der ich die Ehre hatte, Backstage für einer der größten High Fashion Brands zu arbeiten, für JIL SANDER.
Wer kennt Jil Sander nicht? Alleine Jil Sander Sun trägt geschätzt jeder zweite, den ich kenne oder besitzt zumindest einen Flakon von diesem Duft. Ich war aber nicht wegen des Parfüm dort: ich habe mich kurzfristig und ziemlich spontan dazu entschlossen, mal einen Blick hinter die Kulissen einer solchen glamourösen Fashion Show zu werfen.
Lange Zeit habe ich überlegt ob Modemanagement überhaupt der richtige Studiengang für mich ist. Deswegen kam die Anfrage für Support bei einer Fashion Show in Mailand wie gerufen. Durch ein Praktikum ist man am Ende immer schlauer!
Das Angebot wurde spontan von meiner Hochschule und einer ehemaligen Absolventin angeboten. Valérie Bonvecchio lebt den Traum von so vielen Modestudenten, denn sie arbeitet für die Communucation Abteilung von JIL SANDER. Innerhalb von nur zwei Tagen buchte ich mir also einen Flug, ein Hotel und reiste in eine für mich unbekannte Stadt, welche ich nur aus Zeitschriften und den Medien kannte und welche schon immer als Modemetropole galt. Ich wollte sehen, was hinter so einer Fashion Show steckt und besondersauch wissen, ob der Weg den ich nun seit 4 Semestern ging, auch der richtige war.
Wie bereits erwähnt, war es mein erstes Mal in Mailand und der italienische Charme einer typisch italienischen Stadt lag bereits am Flughafen in der Luft: die Architektur, die Kunst, die Historie, das Essen, der Lifestyle und besonders – die unfassbar gut gekleideten Menschen. Egal zu welcher Uhrzeit und egal ob in der U-Bahn oder im Bus: Ich sah Männer in maßgeschneiderten Anzügen, Frauen in Gucci, Fendi, Chanel mit perfekter Frisur und Make-up – ich wusste: Ich bin in Mailand angekommen!
Ein weiterer Grund weswegen ich überhaupt diese Reise auf mich genommen habe , - abgesehen auch davon, dass ich unglaublich gerne Reise und immer offen für neue Städte bin - ist die Tatsache, dass mich die Männermode schon immer faszinierte. Für mich gibt es nichts Schöneres als ein maßgeschneiderter, italienischer Anzug. Diese Mode ist einfach und fast simpel und dennoch sehr aussagekräftig, ohne viel Schnick-Schnack. Ein sehr bekanntes Zitat von Jil Sander ist: „I think there is always a need for pure design. With pure design, you don't need so much decoration.” Und das lebt sie definitiv mit ihrer Mode aus – sie ist klar, klassisch und sehr elegant.
Am ersten Tag war ich natürlich sehr aufgeregt, weil ich absolut keine Vorstellung von dem hatte, was mich überhaupt erwartet. Weswegen ich umso erleichterter war, als ich eine Kommilitonin traf, die gemeinsam mit mir diese Erfahrung bestritt. Angekommen, trafen wir auch schon Valérie, die uns in das Headoffice, welches direkt am bekannten Piazza Castello war, führte und uns alles zeigte. Der Showroom mit Blick auf das bekannte Schloss Castello Sforzesco war unglaublich! Ich betrat zum ersten Mal einen Showroom und dieser war gleich so unglaublich schön, dass man sich doch ein bisschen zusammenreißen musste, um nicht ständig nach draußen zu blicken.
Valérie stellte uns anschließend allen vor. Unsere Aufgabe in dieser Woche war es, das Team bei den Fittings, also beim Ankleiden der Models zu helfen. Leichter gesagt als getan, wie sich am Ende der Woche herausstellte!
In der gesamten Woche arbeiteten wir mit zwei Models zusammen, Wim und Daniel, an denen zunächst einmal jedes mögliche Outfit in jeder möglichen Kombination anprobiert wurde, um es zu fotografieren und ganz am Ende auszuwählen, welches Outfit letztendlich auf dem Laufsteg präsentiert wird. Für die Haupt-Show am Samstag fanden am Mittwoch und Donnerstag zuvor die Model Castings mit circa. 200 Bewerbern statt, welche wir ebenfalls in zwei „Casting Outfits“ kleideten. Am Ende wurden circa 25 Models ausgesucht, welche am Freitag für die finale Auswahl der Outfits wiederkamen, und welche wir dann erneut mit dem für sie ausgewählten Outfit ankleiden mussten. Klingt nach einem Job über den man sich nicht beschweren sollte, aber wenn man eine Woche lang von morgens 9 Uhr bis spät abends 23 Uhr hunderte von Männern an und umziehen muss, ist dies durchaus anstrengend. Aber die Tatsache, dass alle sehr freundlich und witzig waren, machte es letztendlich wieder zu einem angenehmen Erlebnis. Auch die Tatsache, dass diese Models nebenbei noch für Marken wie Alexander McQueen, Versus Verace, FENDI liefen machte das alles nur noch viel unglaublicher.
Unglaublich ist auch, wie viel Arbeit hinter so einer Fashion Show steckt, die in der Regel zehn – maximal zwanzig Minuten geht. Jeder Schritt und jeder Ablauf wurde bis aufs kleinste Detail geplant. Alles wurde hunderte Male geprobt, anprobiert, umgezogen, umgenäht und abgeändert, denn am Ende musste alles perfekt sein.
Der Tag der Show war dafür umso überwältigender für uns. Jeder wählte ein Model aus, welches er vor und nach der Show betreute. In meinem Falle war es Serge Rigvava, der nebenbei unter anderem auch für FENDI läuft und nach der Show von JIL SANDER noch auf den Laufsteg von MARNI musste.
Die Ergebnisse zu sehen, an denen man eine Woche lang, von morgens bis abends gearbeitet hatte, erfüllten uns alle mit Stolz. Die Möglichkeit zu haben, Seite an Seite mit dem Art Director, den Designern, den Models und den Fotografen, für eine Marke wie JIL SANDER, zu arbeiten und diesen Erfolg zu feiern, war für mich einer der besten Erfahrungen, die ich je machen durfte.
Eine Erfahrung, die mir bestätigte, dass der Weg, den ich gehe, der richtige ist. Mein Ziel ist es eines Tages, so einen Showroom in dem so viel passiert, zu meinem Arbeitsplatz zu machen.