Podium zur „Zukunftsbranche Kreativwirtschaft“

10.03.2014

Politiker der SPD-Fraktionen auf EU-, Bundes- und Kommunalebene luden am 06.03.2014 zur Podiumsdiskussion im Düsseldorfer Malkasten ein. Im Fokus der Diskussion standen die politischen Rahmenbedingungen für Startups in kreativen Branchen. Petra Kammerevert (Ausschuss für Kultur und Bildung des Europäischen Parlaments) und Brigitte Zypries (Parlamentarische Staatssekretärin BMWi) stellten dabei ihre Bemühungen auf EU-Ebene und im Bund vor. Konkret ging es dabei um den sogenannten „Kreativpakt“, der in Zusammenarbeit mit Vertretern verschiedener Branchenzweige entstand und den Zugang zu Märkten erleichtern soll. Neben Netzneutralität und einem an das digitale Zeitalter angepasste Urheberrecht wurden neue Fördermöglichkeiten und eine Reform der Künstlersozialkasse thematisiert.


Podium zur „Zukunftsbranche Kreativwirtschaft“.

Als Experten aus der Kreativbranche waren der Filmemacher Stephan Brüggenthies und Frame6-Geschäftsführer Sebastian Kreutz vertreten. Kreutz, der mit Kommilitonen des Gamedesign-Studiengangs an der MD.H Düsseldorf sein Unternehmen vor knapp einem Jahr gegründet hatte, kritisierte dabei den Umgang klassischer Kapitalgeber mit der Kreativbranche. Widersprüchliche Aussagen und ein Hin- und Herschieben der Verantwortung zwischen Haus- und Förderbanken hätten bislang die speziell auf Gründer ausgerichteten Förderdarlehen völlig ins Leere laufen lassen. Zypries wies auf ein weit verbreitetes Problem bei Banken hin, dass diese nämlich keine branchenaffinen Experten hinzu zögen und so keine Risikobewertung von Gründungsvorhaben speziell im Bereich Games durchführen könnten – mit der Folge, dass sich die Banken als klassische Kapitalgeber bislang weitestgehend von der Branche fernhielten.

Zugleich lobte Kreutz die guten Beratungsangebote sowie die Fördermöglichkeiten am Standort NRW. Ihm zufolge waren die Prototypenförderung der Film- und Medienstiftung NRW, das Mediengründerzentrum NRW sowie das von der Mediadesign Hochschule zur Verfügung gestellte Gründerlabor ausschlaggebend für die Ausgründung von Frame6.

Thomas Geisel, der als Oberbürgermeisterkandidat ebenfalls auf dem Podium vertreten war, kündigte verstärkte Vernetzungsbemühungen der Beratungsstellen an. So sollen kreative Gründer künftig einfacher das passende Beratungsangebot finden können. Zudem soll ein quartalsweise stattfindender runder Tisch kreative Selbständige sowie potentielle Kapitalgeber und die öffentliche Hand zusammen bringen.

Das Trend-Thema Crowdfunding kam ebenfalls zur Aussprache. Während Brigitte Zypries hier das Setzen von Standards zur Projektvergleichbarkeit anstrebte, sahen die beiden Branchenexperten in der Runde die Probleme aus deutscher Perspektive an anderer Stelle. Kreutz wies auf enorme Reichweitenprobleme für deutsche Kreativunternehmen hin. So böte nur die amerikanische Plattform „Kickstarter“ die nötige Reichweite für ambitionierte Projekte, die jedoch noch nicht in Deutschland verfügbar ist. Dementsprechend sei es derzeit noch notwendig, eine US-Niederlassung zu gründen, was erst ab einer gewissen Firmengröße und Liquidität Sinn macht. Brüggenthies ergänzte, dass Crowdfunding in Deutschland vor allem sehr markenabhängig sei. Titel wie „Stromberg“ könnten so durchaus Millionenbeträge erzielen, während Independent-Projekte regelmäßig nur kleine vierstellige Beträge erreichen, die keine Kostendeckung ermöglichen.


Podium zur „Zukunftsbranche Kreativwirtschaft“, Foto: Jessica Karger.

Podium zur „Zukunftsbranche Kreativwirtschaft“, Sebastian Kreutz (re), Geschäftsführer von Frame6, Foto: Jessica Karger.

Sebastian Kreutz, Geschäftsführer von Frame6

Autor: Sebastian Kreutz